Ferien in Alessandria

Rückkehr nach Italien!

Hallo Leute,
ich habe mich ja jetzt längere Zeit nicht mehr gemeldet. Da aber seit einer Woche Herbstferien in NRW sind, bin ich für 8 Tage zurück nach Alessandria geflogen. Davon wollte ich euch ein bisschen berichten.
Ich hatte schon lange mit dem Gedanken gespielt, meine italienische Familie und meine ganzen Freunde dort im "Süden" wieder zu besuchen. Daher habe ich mich kurzerhand nach Flügen umgeschaut und habe mein Kommen angekündigt - hierbei muss ich sagen, dass man mich schon des Öfteren angesprochen hatte, ob und wann ich wieder nach Italien kommen würde.
Am Sonntag Morgen bin ich dann endlich in den Zug nach Frankfurt zum Flughafen gestiegen. Ich bin in mein Flugzeug gehüpft und kam dann nachmittags in Mailand (Milano Linate) an. Von dort aus habe ich mich in einen Shuttle-Bus zur "stazione centrale" gesetzt.


 Alleine schon die typischen italienischen Häuser zu sehen hat mich fast zum weinen gebracht. Man merkt erst, wie sehr einem etwas gefehlt hat, wenn man es wieder hat. 

Am Bahnhof angekommen konnte ich erst mal eine Stunde auf den Zug warten, da dieser Verspätung hatte. Schlimmer als die Deutsche Bahn.
Als er dann endlich losfuhr, war ich generell erst mal ziemlich froh. Nach einiger Zeit blieb neben mir ein Junge stehen und rief ganz überrascht meinen Namen - und an dieser Stelle stellt euch bitte meine Verwirrung vor! Es war nämlich ein Junge, den ich vom Sehen her kannte, weil er in eine Parallelklasse auf meiner Schule geht (natürlich in Italien!). Wir hatten vorher nie gesprochen und uns nur immer nett zugelächelt, wenn wir uns sahen. Außerdem war er auch des Öfteren in dem Bus, den ich auch immer genommen habe... so ganz unbekannt war er mir also nicht.
Jetzt stellt euch bitte vor: wäre ich nicht noch mal nach Italien gefahren, und hätte der Zug nicht Verspätung gehabt und wäre ich in ein anderes Abteil gestiegen - dann hätte ich keine Freundschaft innerhalb von einer Stunde Zugfahrt schließen können!!!
Ich habe mich die gesamte Zeit mit ihm unterhalten, was zweifellos gut war, weil ich ja erst mal wieder ins Italienische kommen musste.
Das ist übrigens auch so eine Sache: anfangs war es schwer, den Kopf wieder auf Italienisch zu stellen. Da ich mich vorher am Flughafen mit einem Inder auf Englisch unterhalten hatte, war natürlich ein totales Chaos in meinem Gehirn. Sobald ich aber 24 Stunden meine Füße auf italienischen Boden gesetzt hatte, war ich wieder voll in der Sprache drin.
Das einzige, was mir echt Bedenken macht, sind die 5 Klausuren, die ich nach den Ferien schreibe. Ich bete inständig, dass ich bis dahin wieder Deutsch kann.

Wie auch immer, als ich dann endlich in Alessandria ankam, war ich echt unglaublich glücklich. Ich kann es echt nicht gut beschreiben, Manche Dinge kann man einfach nicht in Worte fassen. Mir hat meine zweite Heimat so sehr gefehlt, das Italienische, die Leute, die Art in den Tag zu leben. Carpe diem - in Deutschland funktioniert das irgendwie nicht wirklich. Ich bin aus dem Zug gestiegen und war zuhause.
Meine Gastmutter hat mich vom Bahnhof abgeholt und wir sind zusammen nach Hause gefahren, wo der Rest meiner Gastfamilie war. Es war echt wie immer, ich bin angekommen und es war genau so, wie als ich vor einigen Monaten weggegangen war. Und es hat in dem Moment und generell einfach nur gut getan, da zu sein. 

Ach ja:  Pizza. 
What a time to be alive. 

Am Montag hat mich Roberto abgeholt und wir sind eine echte *hust* Jacke von Moncler kaufen gegangen. Da sag mal bitte jemand, dass Connections nicht wichtig sind.
Danach waren wir einen Café trinken - Espresso! - und sind kurz bei meiner Gastmutter vorbeigefahren, um Hallo zu sagen. Dann sind wir zusammen mit der Frau von Roberto, Simonetta, in eine Bar gegangen zu einem "Aperitivo". Nachmittags war ich dann zuhause.
Am nächsten Tag bin ich zur Schule gegangen, um alle meine Freunde wiederzusehen. Die hatten ja keine Ahnung, wann ich wiederkommen würde, und als ich meine Freundin auf dem Gang in der Pause angehalten habe, war sie total perplex. Alle haben sich aber echt total gefreut, dass ich zu Besuch gekommen war, und auch die Lehrer haben mich gefragt, wie es mir jetzt so geht und wie ich in der Schule in Deutschland zurecht komme.
Die Kunstlehrerin meinte sogar, dass ich noch besser Italienisch sprechen würde als vorher!
Das hat mich natürlich geehrt, da ich eigentlich recht wenig hier gesprochen habe.

Es war einfach genauso wie vorher. Und das hat mir alles so gefehlt!


Anschließend ich mit einigen Freunden nach der Schule in der Stadt. Wir waren Pizza essen und dann sind sie kurz in die Bibliothek gegangen, um für die nächste Mathearbeit zu lernen. Dann bin ich noch mit einer Freundin in einige Geschäfte gegangen. Dabei waren wir auch in einem Bücherladen, in dem ich Luca (den besten Freund meiner Gastschwester) wiedergesehen habe! Ich wusste überhaupt nicht, dass er dort arbeitet, und wir waren beide total verwirrt. Dann hat er mich erst mal umarmt und sich total gefreut, dass ich wieder da war... Es ist unglaublich, wie sehr einem solche Menschen fehlen können. 
Wer würde nicht gerne hören, dass es schade ist, wenn man weg geht? Ich finde es wirklich wichtig, Leute zu haben, die einem ehrlich sagen oder zeigen, dass ihnen etwas an dir liegt.

Am nächsten Tag war ich auch wieder in der Schule. Danach habe ich mich mit zwei Freundinnen getroffen, wir haben einfach nur geredet und Pasta gegessen und gelacht. Es ist echt unfassbar, dass die drei Monate, in denen ich nicht da war, überhaupt nichts verändert haben.
Am Donnerstag war ich in der Stadt, einfach, um mal wieder durch die Straßen zu laufen. Und natürlich, um die Vorteile einer größeren Stadt zu nutzen. (Klamotten-Läden!)

Am Freitag wollte ich ursprünglich nach Mailand fahren, aber daraus wurde leider nichts, weil ich/meine Freunde es nicht in der kurzen Zeit organisiert bekommen haben... deswegen war ich einfach zuhause, habe für meine Klausuren gelernt und war mit meiner Gastmutter einkaufen. 
Sie meinte, ich wäre schon wieder viel zu "deutsch" - als ich weggegangen wäre, wäre ich fast italienisch gewesen, so in dem Sinn, dass ich einfach alles so gemacht habe, wie ich es für richtig hielt, und das ohne zögern. Sie meinte, jetzt würde ich schon wieder hin und her überlegen, was der beste Weg ist.
Interessante Erkenntnis, finde ich...

Am Samstagabend bin ich mit meinem Gastbruder Giacomo, seiner Freundin und mehren Freunden (die ich alle kenne) auf das "Utuberfest" (piemontesisch für "Oktoberfest") gegangen. Was übrigens eher wie ein Schützenfest war, aber naja. 
Es war total schön, wie früher mit den ganzen Leuten auszugehen. Wir sind mit dem Auto durch die Stadt gefahren, sind spontan Essen gegangen, haben über alles mögliche geredet. Ich habe einfach wieder gemerkt, wie anders der Lebensstil in Italien ist... und wie offen und nett alle eigentlich sind. 
Am Sonntag war ich dann im Centro, wo ich mittags auf einer Feier wie früher die Gäste bedient habe. Ich habe wieder mit den ganzen Leuten dort geredet und gekocht und es tut einfach so gut, wenn man weiß, dass einen Leute in einem komplett anderen Land mögen und vermisst haben. Sie haben sich alle erkundigt, wie es mir geht, was ich so treibe und generell haben wir uns so viel unterhalten. 
Später bin ich dann mit meiner Gastschwester und zwei anderen über das Straßenfest in dem Stadtteil dort geschlendert. 
Abends bin ich mit den ganzen Freunden von Giulia und Giacomo in ein japanisches Restaurant essen gegangen. 
Was mich total überrascht hat, war, dass sie mir gesagt haben, wie gut ich einfach Italienisch sprechen kann. Giulia meinte, ich würde es sogar verstehen, wenn sie schnell reden oder in der Umgangssprache. Das hat mich echt irgendwie stolz gemacht, weil genau das ja auch der Grund war, weshalb ich nach Italien gefangen bin: italienisch so gut wie möglich zu lernen!
Ich musste mich nachher von allen verabschieden, was mich echt fertig gemacht hat, aber Luca meinte, ich soll einfach Weihnachten wiederkommen. 
Das hat meine Gastmutter auch gesagt, als ich mich von ihr verabschiedet habe (sie musste am nächsten Tag eher aufstehen)... 
Es ist zum Glück nicht so, dass Italien weit weg ist. Ich kann jederzeit in den Ferien dort hin fliegen, und meine Gastfamilie meinte, dass ich bei ihnen immer einen Platz habe. 
Und es gibt wirklich nichts, was mich glücklicher macht.

Im Nachhinein war es natürlich echt schwer, sich wieder in Deutschland einzuleben. 
Als ich nach Hause gekommen bin, hat mir Italien und mein Leben plus die Menschen dort viel mehr gefehlt, als ich erwartet hatte. Eleonora, die Freundin von meinem Gastbruder, hat mir gesagt, dass es eigentlich total blöd ist, wenn ich alle besuchen kommeund Italien dadruch immer mehr vermisse. Denn natürlich ist es nicht gerade einfach, sich innerhalb so kurzer Zeit wieder einzuleben - und dadurch ist es noch schwerer, in Deutschland wieder Fuß zu fassen.
Aber ich denke, dass ich persönlich es hinnehmen kann, dass ich irgendwo doch immer noch in einem anderen Ort zuhause. Das Problem sind einfach die anderen Leute, die mich in dem Punkt nicht verstehen....


So, das war es jetzt erstmal!
Wenn irgendwer noch Fragen hat, kann er mir gerne eine Nachricht oder einen Kommentar schicken (bzw. veröffentlichen)!
Viele liebe Grüße,
Hannah <3



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