Arrivederci

Hallo Leute!

Ich bin jetzt seit Samstag wieder in Deutschland und wollte euch über meinen Abschied in Italien erzählen.
In der ganzen letzten Woche merkte ich schon förmlich, wie der Abschied näher rückte. Es war ein total komisches Gefühl, ich habe das letzte mal Eis gegessen, das letzte mal bin ich durch die Einkaufsstraße geschlendert, habe das letzte mal im Bus gesessen. Man kann sich einfach nicht vorstellen, wie es ist, aus einem Leben herausgerissen zu werden, das man sich innerhalb von einigen Monaten aufgebaut hat.
Es war so viel schlimmer als der Abschied aus Deutschland! Man muss sich einfach denken: diese ganzen Personen, die ich da getroffen und gekannt habe, waren Teil meines Lebens und haben mich alle zu dem Menschen gemacht, der ich heute bin. Sie haben mir alleine durch ihre Existenz schon so unglaublich viel gegeben! Ich vermisse so unglaublich viel dieses Gefühl, das einen überkommt, wenn man morgens aufwacht, frühstücken geht und einem ein verschlafener Gastbruder entgegenkommt mit einem Buongiorno auf den Lippen. Ich vermisse schon jetzt meine Gastschwester, die abends am Tisch sitzt und vor Lachen anfängt zu weinen, weil irgendjemand einen Witz gemacht hat. Meine Gasteltern, die einfach wie richtige italienische Eltern waren... Die Leute vom Centro, die ich alle so lieb gewonnen habe, mit denen ich herumscherzen konnte und die mir einfach alle unglaublich viel bedeuten, sie stehen für die ganzen Feste, die Musik, ganz einfach die Freude am Leben. Meine Freunde, die ich am liebsten alle mitgenommen hätte.
Ich hätte am liebsten ALLE mitgenommen! Oder wäre noch ein bisschen dageblieben...
Jetzt aber Schluss mit dem Gerede!
Am Donnerstag vor meiner Abreise habe ich das letzte mal mit meiner Familie zu Abend gegessen. Dazu war auch Eleonora, die Freundin von Giacomo, da. Am Ende bin ich dann nach oben in mein Zimmer gelaufen und habe mein Abschiedsgeschenk für die ganze Familie geholt. Ich hatte schon einige Wochen vorher meinen Eltern in Deutschland Bilder von Italien geschickt, die sie ausgedruckt haben und mir geschickt haben. So musste ich wenigstens nicht unglaublich viel für Fotos bezahlen - in Italien kostet ein Foto ungefähr 1€.
Ich habe mir ein großes Fotoalbum gekauft und habe mich dann an die Arbeit gesetzt. Ich habe die ganzen Fotos - es waren ungefähr 90 -  eingeklebt und zu jedem einen kleinen Text geschrieben. Am Ende habe ich Bilder von mir und jedem einzelnen eingeklebt und jedem einen Brief geschrieben.
Als ich das Album meiner Gastfamilie überreicht habe, haben sie es sich sofort alles durchgelesen... Giulia und meine Gastmutter haben angefangen zu weinen und ich habe auch Tränen in den Augen gehabt - alleine schon deshalb, weil ich mir nicht vorstellen konnte, diese Familie zu verlassen.

Am nächsten Tag - mein letzter ganzer Tag in Italien - war es immer noch unglaublich warm (35°!) und so war es ziemlich schön. Abends sind wir zum Essen ins Centro gefahren, wohin wirklich alle gekommen sind, um mich zu verabschieden. Wir haben ein letztes Mal alle zusammen gegessen. Sie haben mir auf Facebook ein Abschiedsvideo geschickt, wo alle draußen stehen und mir Ciao sagen... Im Anschluss haben sie mir ein Abschiedsgeschenk gegeben: ein Tshirt, auf dem Fotos von allen sind. Ihr könnt euch alle nicht vorstellen, wie sehr mir diese Personen ans Herz gewachsen sind! Es ist eine andere Kultur, eine andere Mentalität, ein anderes Denken - und ich vermisse es!!
Danach sind wir nach draußen gegangen, wo wir zwei von diesen kleinen Heißluftballons (die in Deutschland verboten sind) steigen gelassen haben. Danach haben wir ein Gruppenfoto zusammen gemacht, auf dem auch wirklich alle waren.
Danach musste ich mich schon von vielen verabschieden - und ihr könnt euch vorstellen, wie traurig ich war.
Ich habe quasi den ganzen Abend über geweint.
Allein schon Luca, der nächstes Jahr Deutsch an der Uni machen wird, hat mich zum weinen gebracht, als er meinte, dass er mich doch hier braucht, weil ich ihm helfen muss...
Wir haben noch ein bisschen Karaoke gesungen und dann um ungefähr halb drei sind wir nach Hause gefahren.
Ich musste mich von meinen Brüdern verabschieden, weil wir logischerweise nicht zu siebt ins Auto passen würden und wir um halb sieben am nächsten Tag aufbrechen mussten.
Am nächsten Tag haben wir noch kurz den Koffer gewogen - 5 Kilo zu viel - und ich habe jede Menge Sachen umgepackt. Dann bin ich mit meinen Gasteltern, Giulia und Roberto (vom Centro) nach Mailand - Milano Linate - gefahren.
Dort angekommen habe ich eingecheckt und musste dann endgültig Ciao sagen.

Wer mich persönlich kennt, der wird vielleicht wissen, dass ich im Grunde ein sehr emotionaler Mensch bin. Ich lege auf alles großen Wert und selbst für kleine Dinge bin ich auf jeden Fall dankbar. Ich weiß jetzt gar nicht, wie ich es geschafft habe, mich von diesen ganzen unglaublichen Personen zu verabschieden. Sie sind mir alle so sehr ans Herz gewachsen! Ich komme irgendwo um die Ecke und es heißt sofort: "Ciao Hannina!"
Mir fehlt es teilweise einfach so sehr.
Auch diese Sprache, die ich natürlich nicht absolut perfekt konnte, aber in der ich mich sehr gut verständigen konnte, und die einen so schönen Klang hat - ich vermisse es!
Als ich in Frankfurt aus dem Flugzeug gestiegen bin und mit meinem Koffer aus dem Terminal gekommen bin und dort meine Familie stand mit italienischer Fahne und T-Shirts - klar war es schön sie wieder zu sehen. Ich war eine lange Zeit lang weg und natürlich ist es immer noch meine Familie. Aber es gibt von nun an Dinge, die ich einfach grundsätzlich anders mache, sehe, sage, denke.
Und ja: ab und zu habe ich einen Akzent.
Wie meine Mutter letztens sagte: sie dachte, sie hätte eine leere Hülle hier im Haus sitzen. Ich saß zum Beispiel am Tag meiner Rückkehr in der Treppe, habe auf Facebook geschaut und meine Gastmutter hatte ein Bild gepostet, wo ich ihnen am Check-In winke. Es haben einfach so viele Leute kommentiert, die ich alle so lieb gewonnen habe... "Hannah, du fehlst uns jetzt schon", "Hannina komm zurück!", "Anna wir brauchen dich doch hier...", "Hannina du wirst für immer in unseren Herzen bleiben."
Ich vermisse dieses italienische Leben einfach so, so sehr.
Ich werde auf jeden Fall, 100%ige Wahrscheinlichkeit so schnell wie möglich zurück fliegen, wenn ich die Chance habe. Zurück zu diesen Menschen, die mich geändert und geprägt haben, alle miteinander und jeder einzelne. Ich habe in diesem Jahr echt viel gelernt. Das werde ich einfach niemals vergessen!

Grazie per tutto, a tutti, da tutto il cuore.
"Danke für alles, an alle, von ganzem Herzen."

Hannah

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