Ferien!

Hallo, Leute!

Vielleicht habt ihr ja mitbekommen, dass seit letzten Samstag hier die Sommerferien begonnen haben. Und was soll ich sagen? Rechtzeitig dazu ist die Sonne herausgekommen. Wir hatten bis jetzt jeden Tag über 30°C, kaum Wind und insgesamt echtes Sommer-Wetter.
Am letzten Schultag, also am Samstag, haben wir in unserer Klasse ein kleines Fest gefeiert. Jeder hat etwas zu Essen oder zu Trinken mitgebracht.
Ich habe, typisch deutsch natürlich, Apfel-Streuselkuchen gebacken, der echt gut angekommen ist. Ansonsten waren noch jede Menge andere Dinge zu essen da. Während der Zeit bin ich durch die Schule gelaufen und habe mich von meinen ganzen Freunden verabschiedet. Ich werde da nichts zu schreiben, weil es für euch klar sein wird, dass es traurig war, aber ich werde 100%ig wiederkommen - deshalb hatte ich einen kleinen Trost.
Um elf konnten wir dann nach Hause gehen, aber ich habe noch mit einigen Freunden einen kleinen Spaziergang durch die Stadt gemacht. Dann sind wir anschließend nach Hause gefahren.
Abends bin ich mit Simone und seinen Freunden im Auto zur Valmilana gefahren - ein riesiges Freibad, wo an dem Abend eine Disco war. Ich hatte mich dort mit Chantal verabredet, aber es waren auch jede Menge andere Leute da, die ich kannte!
Am Tag danach war ich dann hauptsächlich zuhause und habe mich draußen ein bisschen gesonnt. Am Montag bin ich mit meiner Freundin ins Freibad gegangen, und sonst genieße ich einfach die Ferien und meine letzten Paar Tage hier.

Am Samstag haben wir in der Klasse Fotos gemacht, und was mich besonders überrascht hat, war, dass ich jetzt - am Ende des Schuljahres - echte Freundschaften mit den anderen habe. Am Anfang des Jahres waren das alles fremde Leute für mich, die eine andere Sprache sprachen, die ich nicht verstehen konnte. Ich kannte niemanden und war nicht im Stande, mir auch nur einen einzigen Namen zu merken.
Und heute, auf einmal bin ich dem Ende der Zeit hier so nah... und ich habe echte Freunde gefunden. Ich hätte niemals gedacht, dass diese Leute mir mal so viel bedeuten würden. Ich bin am Samstag in die Klasse gekommen und gleich haben sich manche umgedreht, um mich zu begrüßen.
Versteht das auf keinen Fall, als würde ich mit irgendwelchen Freundschaften angeben wollen. Ich bin einfach so froh, dass ich hier viele Leute gefunden habe, die mir etwas bedeuten und die ich Freunde nennen kann. Ich hätte es mie am Anfang dieser Zeit nicht vorstellen können, einmal mit ihnen auf italienisch herumzuplappern.
Und besonders komisch ist es, wenn ich jetzt an den Anfang dieser Freundschaften zurückblicke. Wie es angefangen hat? Mit einem kleinen, unwissenden und verwirrten deutschen Mädchen, dass morgens um acht Uhr vor einer italienischen Schulklasse steht und vom Physiklehrer vorgestellt wird, ohne auch nur annähernd zu wissen, wie sie hier Kontakte knüpfen könnte.
Und langsam aber sicher haben mich diese ganzen Leute wohl als einen Teil ihrer Klasse angenommen - und immer wieder habe ich für verwunderte Blicke gesorgt, wenn ich mit jemandem gesprochen habe und es dann sofort hieß: "Wie gut du schon italienisch sprichst!"
Ich bin im Nachhinein so unglaublich stolz auf mich - auch hier will ich aber nicht eingebildet klingen, sondern einfach ehrlich. Es war garantiert nicht leicht, sich anzupassen, ein Leben aufzubauen, wieder von 0 anzufangen und auf 100 zu kommen.
Aber ich kann doch jetzt wohl mit anerkennendem Blick an mich selber sagen: Anna, c'è l'hai fatta!  Du hast es geschafft. Und ich würde nichts lieber tun, als all diese Dinge nochmal durchzuleben. Es ist das beste Gefühl überhaupt, wenn ich an die Zeit hier zurückdenke. Der Anfang war hart, aber das Ende haut mich um. Diese ganzen Erfahrungen haben mich so weit gebracht, ich habe so viel über mich gelernt und ich kann wohl sagen: ich bin jetzt wirklich jemand.
Ich denke anders, so viel anders über das Leben. Ich setze mir andere Prioritäten. Ich habe Ziele und weiß, dass ich sie erreichen kann.
Mein größtes Ziel überhaupt habe ich doch schon längst hinter mir: ein zweites Leben aufzubauen.
Ich weiß nicht, ob die italienisch Hannah sich in Deutschland wieder zurückverformen wird. Aber mein Herz wird es nicht tun. Denn das schlägt ab sofort zweitaktig-zweisprachig. Und schneller, wenn ich an diese unglaubliche Zeit denke.

Italien ist so viel anderes als nur eine zerrüttete Politik, Tourismus, Essen und Landschaft.
Aber wer meine Erfahungen hier nicht gemacht hat,  wird das niemals verstehen können. Für euch scheint das hier ein Text zu sein, aber für mich ist es so viel mehr. Erinnerungen und Emotionen und Momente, in denen ich wirklich gelebt habe. Und ich liebe es so sehr.
Ich sitze hier in meinem gelben Haus, auf meinem roten Sofa, draußen ist es verdammt warm und drinnen irgendwie auch, und ich frage mich, wieso ich hier weggehen muss. Ich bin wohl kaum perfekt, aber ich finde mein Leben hier so ziemlich perfekt für mich. Ihr könnt das sehen, wie ihr wollt: ich werde hier immer mein Herz hängen haben. An diesen Leuten, diesem Ort, diesem Gefühl von Leben.
Erklärt mich alle für verrückt, aber niemals werde ich aufhören, an das zu denken, was mir hier geschenkt wurde.

Hannah ♥

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Gastfamiliensuche

Meine Schule spricht Italienisch!

Sognare