Remember December

Willkommen, Willkommen.

Ich melde mich mal wieder zu Wort, nachdem ich ganze sieben lange Tage nicht geschrieben habe... es ist aber auch nicht besonders viel passiert, von daher.
Ich habe viel gelernt für die Schule, am Dienstag bin ich mit meiner Freundin Mittags Pizza essen gegangen und nachher waren wir bei einem Mathekurs. Am Donnerstag habe ich in der Schule eine Italienisch-Arbeit geschrieben; zu einem zweiseitigen Brief aus "Die Leiden des jungen Werther" von Goethe. War leider nicht auf Deutsch, weshalb ich an vier Seiten von Fragen echt irgendwie verzweifelt bin.
Am Freitag habe ich mit einer anderen Freundin während dem Matheunterricht (und während einer Interrogazione) Bilder gemacht, die ich unten hinzugefügt habe.
Am Samdtag Abend bin ich mit meiner Freundin und ihren Freunden ins Kino gegangen (ich habe sogar ziemlich viel von dem Film verstanden!). Nachher waren wir etwas essen, dann waren wir noch in der Hauptresidenz der Scout und haben Musik gehört (What does the fox say?!und Kicker gespielt. Um halb zwölf war ich dann noch im Centro Incontro del Cristo. Um zwei war ich Zuhause, und am Sonntag musste ich um neun Uhr aufstehen, weil dort ein Mittagessen für 120 Leute war. Ich habe beim Kochen und Bedienen geholfen, was anstrengender ist, als es klingt, und danach war ein anderes Fest dort, wo ich auch noch war. Dort habe ich glückliches Kind Babo Natale getroffen! Nachher gab es noch warmen Schokopudding (ICH STERBE DAFÜR). Weiteres siehe die Bilder unten.
Am nächsten Mittwoch fahre ich mit meiner Schulklasse nach Montreux in der Schweiz, und am Samstag ist ein Ball an meiner Schule, wo ich mit meinen Brüdern Simo und Pietro hingehe.
Monumentan rückt Weihnachten immer näher!  Hier gibt es einen gefälschten Weihnachtsbaum, sonst ist nichts groß anders, das Haus ist mittlerweile suvh dekoriert und es sieht echt schön aus! Kleine Info am Rande: hier werden Geschenke nicht an Heiligabend, sondern am 1.Weihnachtstag ausgepackt! Nikolaus gibt es nicht und am 1., 2., 3. Advent passiert nichts. Noch nicht mal einen Adventskalender haben alle. Eigentlich sehr schade, aber es zeigt, dass manche Länder Weihnachten nicht als "möglichst viel Drumherum" sehen, sondern eher als einmaliges Fest, das keinen 24-tägigen Stress benötigt, weil es etwas besonderes ist und auch so behandelt werden sollte! :-)

Ich habe am Sonntag eine interessante Sache gehört. Ich war ja im Centro servieren, und es waren halt 120 Leute zu bedienen,  demnach war ich echt ständig in Bewegung. Ich habe zwei Jungs (Freunden von meiner Familie beziehungsweise von Giacomo und Giulia) ein paar deutsche Wörter beigebracht ("Halt die Klappe!!"), aber hauptsächlich war ich halt im Stress. Giulliano meinte dann irgendwann nachher, dass wir Deutschen wirklich eine ganz andere Arbeits-Einstellung haben. Wir würden ein Ziel haben, dafür hart arbeiten und es irgendwann erreichen wollen. Wir haben den Kopf auf eine Sache gerichtet, während die Italiener fröhlich in der Welt herumtrudeln und wenn es ein Problem mit etwas gibt, suchen sie sich einen anderen Weg. Sie nehmen es so, wie es kommt, und verfolgen kein festes Ziel. [Er hat übrigens ausdrücklich gesagt, dass er unsere Arbeitsmoral besser findet, weil man so viel weiterkommt. Ausserdem will er selber in Deutschland arbeiten gehen.]
Mir ist diese Sache noch länger durch den Kopf gegangen, und jetzt habe ich es verstanden.
Es liegt nicht an den unterschiedlichen Ländern. Es wäre möglich, dass es durch die Schulbildung beeinflusst wird, aber das glaube ich nicht wirklich. Natürlich, in Deutschland haben wir ein ganz anderes Lernsysthem, wir lernen nachhaltiger und eigenständiger, wir werden quasi darauf hinzugeführt, dass wir irgendwann mal unseren Weg durch die Welt machen. Wir stehen für Karriere, Erfolg, Bildung, Wissen. Nicht umsonst hat mich jemand gefragt, ob ich Spanisch und Französisch spreche - "du bist deutsch, ihr könnt doch so viele Sprachen!" Und dabei wird hier teilweise Griechisch, Französisch, Deutsch, Englisch und Latein unterrichtet...
Meiner Meinung nach liegen diese "kulturellen" Unterschiede ganz einfach in der Mentalität der Menschen. Nicht umsonst sind wir Deutschen als ein intelligentes, höfliches, aber Abstand haltendes Volk bekannt. Wir leben immer noch im Nachhall des Ersten und Zweiten Weltkrieges, für die ganz alleine wir verantwortlich gemacht werden. Ich sage nicht,  dass es richtig ist, oder dass wir als Nation unschuldig sind. Aber Deutschland ist nicht mehr ganz so, wie es einmal war. Wir sind weder alle Nationalsozialisten, noch können wir so einfach über die Kriege sprechen. Ich kann es jedenfalls nicht. An einer Hauswand in der Stadt ein Hakenkreuz angesprayt zu sehen,  macht mich jedes mal sehr nachdenklich. Ich stehe absolut nicht hinter der Vergangenheit meines Landes, nein, ich schäme mich für die Dinge, die passiert sind, und die auch 100 Jahre später noch mit den heutigen Vorgängen gleichgestellt sein werden, wenn nicht sogar Übergewicht haben werden. Was denkt ihr, wenn ihr an Italien denkt? Ganz einfach, die Antwort wird sein: Pizza, Pasta, Berlusconi.
Und keine Rede davon, dass Berlusconi nichts mehr in der Politik zu sagen hat.
Die heutige Menschheit ist schrecklich dumm. Für die Taten anderer Personen verurteilen sie eine ganze Nation. Alle diese Dinge sind Vorurteile!
Kommen wir zu der Arbeitseinstellung zurück. In Deutschland gibt es 20% Arbeitslosige, in Italien sind es ein Viertel. Na und?! Ich merke hier nicht viel davon. In Deutschland gibt es Bettler an jeder Ecke einer Großstadt; ich habe sowohl in Turin als auch in Genua kaum jemanden gesehen, der wie in Dortmund oder Köln an den Lüftungsgittern der Kaufhäuser sitzt,  mit Schlafsack, Hund, Zeitung und Plastiktüten voller gesammelter Pfandflaschen.
Andererseits sehe ich hier wahnsinnig selten solche Autos, wie sie in Deutschland sind: noch nie habe ich einen Porsche gesehen, noch keinen Audi R8 und keinen Jaguar oder was auch immer. In Deutschland ist die Grenze zwischen Karriere und Armut unglaublich groß, und das Streben nach Reichtum und Erfolg umso größer. Man braucht doch keine vierstöckige Villa, man braucht nicht den neusten Luxus-Schlitten und man braucht ganz sicher kein monatliches Einkommen von drei Millionen und fünfhunderttausendachthundertneunzig Euro. Es tut auch ein Reihenhaus, ein Renault Clio und ein gescheiter Job, der einem ein gutes Leben ermöglicht.
Ich sage nicht, dass es keine reichen Italiener gibt, nein. Aber ich sehe hier ein Volk, das alles so nimmt, wie es ist. Lebe nicht im Übermorgen, lebe im Heute. Das ist etwas ganz wichtiges, was wir in Deutschland nicht so ganz verstanden haben zu scheinen.
Das war es soweit erst mal!
Ich hoffe, ihr könnt mir verzeihen, dass ich nicht so viel geschrieben habe. Es ist nicht besonders viel passiert!
Ich wünsche euch eine schöne Adventszeit und denkt mal über das hier nach.
Hannah ♥

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