27.01. und Nationalsozialismus

Hallo!

Ich melde mich mal wieder zu Wort. Am Montag, den 27.01., war - wie ihr sicher wisst - der Gedenktag an die Opfer des Nationalsozialismus zum Anlass der Befreiung von Auschwitz.
An meiner Schule gab es dazu eine Theatervorstellung. Ich wusste gar nicht, was genau mich erwartete...
In dem Theaterstück, das im Frühjahr 1945 spielt, ging es um Folgendes: Eine italienische Frau namens Racelle wohnt alleine in einem Landhaus. Ihr Mann verstarb vor 7 Jahren und ihre beiden Söhne sind irgendwohin abkommandiert worden. Aus dem nahegelegen Dorf flüchten eines Tages zehn jüdische Männer zu ihr, darunter auch Jakob, ein etwas älterer Mann und das Familienhaupt. Sie hält die Männer in dem Keller eines Viehstalles versteckt. Das alles geht gut, bis eines Tages zwölf deutsche Soldaten mit ihrem Colonel vor ihrer Tür stehen und sich mehr oder weniger von selbst einquartieren. Racelle hat natürlich unglaubliche Angst, dass die Deutschen die anderen Männer entdecken! Aber trotzdem versucht sie, beide Gruppen zu versorgen. Der Colonel unterhält sich des öfteren mit ihr und erzählt ihr von den Vorgängen an der Front;  und als Mussolini stirbt, erzählt Racelle das natürlich sofort den jüdischen Männern, welche das Ende des Krieges kaum abwarten können.
Eines Tages kommt es in einer nahegelegen Stadt zu einem Aufstand, in dem zwei deutsche Soldaten sterben. Dafür werden die Leben von zwanzig Italienern gefordert. Der Colonel fragt Racelle um Rat, weil er nicht weiß, was er tun soll. Sie schlägt ihm vor, alles nur zu simulieren und die Menschen im Keller zu verstecken. Diesen Vorschlag nimmt der Deutsche an; jedoch fragt er, ob denn im Keller genug Platz ist, da sich dort ja schon andere Leute befinden!! Racelle ist natürlich unglaublich verängstigt, sie dachte ja, niemand hätte es bemerkt. Aber der Colonel erklärt ihr, dass er, wenn er sie verraten hätte, sowohl die Versteckten als auch sie umbringen hätte müssen. Und das wollte er nicht.
Und ohne es zu merken, verliebt sich Racelle in ihn...

Als sich die Situation für die deutschen Truppen extrem verschlechtert und Hitler sich letztendlich umbringt, ist der Colonel am Ende. Er weiß nicht, was er tun soll; er sieht es für richtig, sich umzubringen - genauso, wie "der Führer". Racelle findet ihn mit der Pistole in der Hand. Sie versucht, ihn zu überreden, dass das Leben es wert ist. Man mag im Krieg kämpfen, aber es gibt noch andere Dinge zu tun. Familie, Freunde,... Racelle erzählt von ihrem Traum: sie will, dass der Krieg endgültig vorbei ist, dass alles gut wird, ihre Söhne wiederkommen und sie sich auf ihre Veranda setzen kann, um in den Himmel zu sehen und einfach von der Zukunft zu träumen - in Frieden.
Der Colonel ist zutiefst gerührt von ihrem Handeln und stimmt ihr letztendlich zu. Er beschließt, in seine Heimatstadt Frankfurt zurückzugehen, um nach seiner Familie zu sehen.
Auch Jakob, der jüdische Mann, zieht mit seiner Familie fort, allerdings in eine Kleine Stadt in Südtirol.
Und Racelle? Ihre Söhne kamen beide aus dem Krieg wieder und heirateten. Die Enkelkinder Racelles nannten sie Jakob und Colonel,  und sie lebten noch lange Zeit. Einen neuen Mann fand Racelle nicht. Dafür schrieb sie jedes mal am Jahrestag vom Ende des Krieges zwri Briefe. Einer nach Frankfurt, der andere nach Alto Adige - Südtirol.
Und sie setzte sich auf die Veranda und träumte vom unendlichen Frieden.

Für mich persönlich ist es schwer, sich bei solchen Dingen nicht teilweise schuldig zu fühlen. Der Nationalsozialismus ist ein immer wiederkommendes Thema und es wird wahrscheinlich noch ewig mit den Deutschen in Verbindung stehen.
In meiner Klasse habe ich eine Art provisorische Rede darüber gehalten, ich habe versucht, meine Sicht auf die Dinge, die geschehen sind, zu erklären. Ich finde es sehr schwer, alles richtig auszudrücken, sodass es für Leute aus anderen Ländern verständlich ist. Ich glaube zum Beispiel nicht, dass man sich in manchen -nicht allen- anderen Ländern für die Vergangenheit schämen muss, wenn man immer wieder darauf zurückgeführt wird.
Deutschland ist und bleibt in den Augen aller das Zentrum des Nationalsozialismus.
Meine Latein und Italienisch-Lehrerin hat mich gefragt, wie wir Deutschen diese Dinge empfinden. Sie meinte, dass in Deutschland dieses Thema sowieso schon schwer zu fassen ist, und am 27. Januar stützt sich die halbe Welt wieder auf die hundert Jahre alte Geschichte. Es ist unglaublich schwer, offen über diese Dinge zu sprechen, aber ich glaube, alle konnten das hier nachvollziehen. Schließlich ist Italien laut meiner Gastmutter mit dem Faschismus und Mussolini auch nicht unschuldig.
Es ist nicht richtig, Deutschland immer wieder damit zu verbinden. Wir waren weiß Gott nicht die einzigen - aber wir waren der Auslöser.

Ich habe beispielsweise auch einen Film über diese Sache gesehen, Der Junge im gestreiften Pyjama. Ich glaube, diese von Hitler, Goebbels und Himmler verblendeten Menschen, die sich stolz Nazis nannten, sind im Grunde zu bemitleiden. Daran glaubend, etwas Gutes für ihr Vaterland zu tun, haben sie Krieg gegen andere Länder und gleichzeitig gegen die eigenen Bürger angefangen - den externen Krieg haben sie verloren, den internen dafür extremst gewonnen. Herzlichen Glückwunsch an die Nationalsozialisten - es war nicht sehr sozial, die Nation zu zerstören. Es ist unmenschlich, andere Religionen auszurotten - was sollte das?! Hätten diese Menschen auch nur einen Funken Intelligenz im Kopf gehabt, hätten sie gewusst, dass das Christentum aus dem Judentum heraus entstanden ist und früher genauso verfolgt wurde. Brand von Rom unter Nero, angeblich zur Vernichtung der Christen - Klingelt es irgendwo?
We are the world, we are the children - Kinder waren wir wirklich.  Dumm und voller Vorurteile. Es war so unnötig, dass Deutschland sich wie eine erwachsene Nation verhält und versucht, groß zu werden, wenn es so schwach ist, Versprechungen eines Geisteskranken zu glauben.

Es tut mir leid, dass ich hier eine sehr kritische Sicht habe. Es sind alles meine Meinungen, ich will niemanden meine Sicht aufdrängen. Wer hier ein Problem mit hat, kann mir gernen schreiben.


Hannah ♡

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