AUSLANDSJAHR ITALIEN

Hallo, Leute!

Da ich ja so lange nichts geschrieben hatte, gibt es jetzt noch einen Post. Und zwar darüber, wieso man ein Auslandsjahr machen sollte und warum ich anderen Leuten ITALIEN als Land vorschlagen würde.
Und dabei werde ich nicht nur positive Dinge erzählen, sondern wirklich Argumente pro und contra aufzählen.

Ci siamo? Bene. (Sind wir soweit? Gut.)

Ein Auslandsjahr ist etwas besonderes. In einem Jahr kann viel passieren, und im Auslandsjahr passiert das dreifache. Wenn nicht sogar mehr. Man sagt ja so:
An exchange year isn't a year in your life, it's a life in one year
Es ist ein komplettes Leben in einem Jahr, und das stimmt einfach so sehr.
Du kommst in einen fremden Land an, die Sprache sprichst du nicht, die Leute kennst du nicht, der Großteil der Kultur ist dir nicht bekannt. Du bist quasi ein Neugeborenes, nur, dass du gleichzeitig 15, 16 oder wie alt auch immer bist.
Es ist schwierig, ja, und zwar sehr. Man muss erst mal damit klarkommen, dass quasi alles, was man im alten Leben hatte, nicht mehr existiert.
Freunde? - Nope! Erstmal lernen, mit den Leuten zu kommunizieren... das ist schon eine riesige Überwindung. Neu im Land, neue Sprache, alles alles alles neu, und von dir wird garantiert nicht erwartet, dass du sofort hundert Leute kennst. Aber ein bisschen macht es einen auch selber fertig, neu anfangen zu müssen.
Familie? - Du kennst ihre Namen, aber nicht ihren wirklichen Charakter.  Sprachkenntnisse? - Denk gar nicht dran! Im Grunde lernst du schneller, als du denkst, aber es manchmal enttäuschst du dich einfach selber, weil du dir so blöd vorkommst.
Dann wächst du in das Land erst mal hinein, braucht das auch seine Zeit. Und allgemein ist es schwer, eine Sprache innerhalb eines Fingerschnipsens perfekt zu können. Immer mit der Ruhe - das wird schon! Es kann ja nur besser werden.

Es ist eine echt schwierige Situation, in der man urteilen muss, ob man sich zu einer so langen Zeit im Ausland aufhalten kann. Wer immer schon unglaublich an seiner Familie, seinen Freunden und allem Zuhause gehalten hat, der sollte es sich sogar doppelt überlegen. Es ist garantiert kein Zuckerschlecken, wenn man Heimweh bekommt und tausende Kilometer weit weg ist...
Aber wie man das vorhersagen will, ist unmöglich. Schließlich geht auch jeder anders mit dem Ganzen um!
Aber es hängt jedes mal von der eigenen Einstellung zu dem ganzen ab. Man kann aus allen Sachen, die man erlebt, nur lernen. Man sollte wirklich versuchen, so viele Erfahrungen wie möglich zu machen, weil es einen einfach so sehr reifen lässt!

Wenn man jetzt also entschieden hat, ein Jahr ins Ausland zu gehen, hat man eine unendliche Auswahl an Ländern. Und damit umher auch eine verschiedene Auswahl an Organisationen - nicht alle bieten dieselben Länder an!
Vielleicht ist es eine gute Idee, sich zuerst alle möglichen Angebote durchzuschauen. Ich hatte damals hunderte Broschüren zu verschiedenen Programmen auf meinem Schreibtisch liegen, da ich einfach gut abwiegen wollte! Die Broschüren kann man meistens kostenlos im Internet bestellen oder herunterladen, oder man geht auf eines der Auslandsjahr-Seminaren, die alle paar Monate stattfinden.
Bei der Auswahl der Organisation kann man auf ganz verschiedene Dinge achten: es gibt sehr viele Unterschiede!
Zum einen sind da ehrenamtliche Organisationen und eben die nicht-ehrenamtlichen. Dann gibt es die "grossen" Orgas, von denen die meisten im Dachverband der (meines Wissens) 11 größten Organisationen sind.
Diese arbeiten teilweise zusammen und vergeben meist viele Stipendien. Das kann ein weiteres Urteil sein! Wer ein Stipendium sucht, um finanziell etwas zu sparen, kann am besten im Internet nach geeigneten Stipendien der Orgas suchen; oder er beantragt Bafög (spezielles Förderprogramm des Deutschen Bundestages).
Die Kosten sind meistens ein entscheidender Faktor für die Entscheidung der Orga. Das ist natürlich verständlich - man zahlt lieber weniger! Aber man muss unbedingt auf die Angebote der Organisation achten! Manchmal muss man den Flug zum Beispiel selber bezahlen (was nicht so toll ist, da man alles selber organisiern muss), oder es wird am Anfang des Jahres ein Sprachcamp angeboten (was einem vielleicht etwas helfen könnte!).

Wenn man dann mehrere Organisationen aus dem großen Teich herausgefischt hat, muss man sich endlich über die Länderauswahl klar werden. Auf einer Bewerbung kann man (meistens) drei oder vier Länder angeben, in denen man gerne leben würde.
Die Mehrheit der Leute geht heutzutage in den englischsprachigen Raum, da sind natürlich das große Traumziel U.S.A., direkt darüber Kanada, im Westen Europas das Vereinigte Königreich und ein mittlerweile wirklich sehr beliebtes Irland, dann im Süden Neuseeland und Australien.
Andere bevorzugen es, eine bereits an der Schule gelernte Sprache besser zu lernen: beispielsweise Französisch in Frankreich oder Kanada, oder Spanisch in zahlreichen Ländern in Lateinamerika oder in Spanien.
Dann gibt es noch sehr mutige Leute, die eine ganz neue Sprache lernen wollen! Das können zum Beispiel Portugiesisch, Italienisch, Dänisch, Schwedisch, Norwegisch, Russisch, Slowenisch, Türkisch, Chinesisch, Japanisch, Thai oder einfach jede andere erdenkliche Sprache sein.
Am Ende muss man einfach abschätzen, welche Sprache einem gefällt und welches Land einem sympathisch ist!

Ich persönlich bin mit der Organisation Experiment e.V. hier nach Italien gekommen. Die vier Länder, die ich angekreuzt hatte, waren folgende (in der Reihenfolge):
Italien, Spanien, Norwegen, Costa Rica.

Ich habe mich sehr oft um entschieden, bevor ich darauf gekommen bin. Zuerst wollte ich - natürlich - in ein englischsprachiges Land. Mein großer Traum war entweder Neuseeland oder Australien, aber das habe ich mir ganz schnell aus dem Kopf geschlagen, weil es einfach sehr teuer ist! Dann war ich eine Zeit lang sehr auf Nordamerika fixiert, bis ich gemerkt habe, dass es doch auch anders geht! Es gibt so viele tolle Länder, in denen man nicht Englisch spricht. Und außerdem ist es doch echt interessant, noch eine andere Sprache zu lernen!

Ich habe mich dann für italienisch festgelegt, da ich die Sprache das Land unglaublich toll finde. Ich war einige Male im Urlaub im Norden von Italien, und ich war neugierig darauf, wie es wohl so wirklich dort ist, ganz abseits des deutschsprachigen Südtirols!

Und wer auch immer auch nur mit dem kleinsten Gedanken spielt, sein Auslandsjahr in Italien zu verbringen, dem kann ich nur dazu raten!
Man sagt ja immer, dass die Länder, die so nahe an Deutschland sind, nicht so große Kulturunterschiede aufweisen. Die Aussage kann ich aber überhaupt nicht bestätigen! Ich persönlich bin hier auf total andere Einstellung gestoßen.
Man sagt ja immer, die Italiener reden viel, essen viel (und gut!), sind nicht besonders groß und können kein Auto (beziehungsweise keinen Fiat, weil das das Kultauto ist) fahren.
Aber nein, nein, nein!
Italien ist eine ganz andere Einstellung zum Leben. Die Italiener, die ich kenne gelernt habe, leben so in den Tag und sind allgemein viel lockerer, als ich es von zuhause kenne. Sie sehen Freunde eher als Teil ihrer Familie an, und ich habe den Eindruck, dass hier der Begriff "famiglia" echt noch große Bedeutung hat. Beispielsweise leben viele junge Erwachsene noch zuhause, anstatt sich gleich beim 18. Geburtstag eine Wohnung zu kaufen!
Außerdem habe ich bemerkt, dass in Italien echt alles möglich ist. Man kann reisen wie man lustig ist, wenn man Begleitpersonen hat und die Mittel. Eine 7-Stündige Reise im Zug nach Rom? - Geht doch klar??
Generell ist es hier keine "wieso sollte ich?"-Frage, nach der man lebt. Eher eine "wieso denn nicht?"-Einstellung, die es mir total angetan hat.
Auf der anderen Seite ist dieser mehr oder wenige lockere Lebensstil natürlich nicht etwas für jeden unter uns.
Aber in Sachen Reisen und Städte ist Italien das absolute Traumziel! Es gibt hier unendlich viele schöne Ecken und meiner Meinung nach findet man in jedem beliebigen Winkel etwas von der "typisch italienischen" Landschaft und Kultur! Und das wirklich ein ganz anderes Ding als in Deutschland.
Wer in der Schule nicht besonders auf mündliche Mitarbeit steht, ist hier mehr als richtig - immerhin ist das in Italien nicht so die Regel.
Aber man kann sich ja an alles gewöhnen, also ist das jetzt nicht so das Problem.
Ich würde Italien jedes mal wieder als Land für ein Auslandsjahr wählen, weil ich mich einfach ein bisschen in dieses Land verliebt habe. Ich will gar nicht wissen, wie sehr ich diese Leute in Deutschland vermissen werde!
Ich habe hier Menschen kennengelernt, die man sonst nirgendwo finden kann. Und es sind teilweise einfach diese Einstellungen dem Leben gegenüber, die es mir so angetan haben. Weil wir im Grunde doch keine Zeit haben, um lange Zeit über Dinge nachzudenken, die uns nicht weiterbringen - ich lasse Überflüssiges jetzt einfach fallen.

Mich hat diese Zeit hier so sehr geprägt, und ich hätte es nicht in kleinster Weise anders gewollt. Ich habe in einer anderen Kultur lange genug gelebt, um zu mir selber zu finden. Und ich habe Personen getroffen, die mich wohl besser kennen als so manche andere.
Garantiert war ich nicht die absolut perfekte Schülerin und garantiert bin ich nicht mit allen möglichen Leuten, die ich kennengelernt habe, super eng befreundet. Aber grade jetzt in dieser letzten Phase meiner Zeit in Italien merke ich, dass ich super Kontakte geschlossen habe.
Mein Herz lächelt bei dem Gedanken daran, wie viele Leute mich fragen, wann ich weggehen muss - und dann sagen, dass ich doch einfach hier bleiben soll.
Und es freut mich unglaublich, wenn jemand sagt, dass ich schnell wiederkommen soll oder dass alle mich besuchen kommen.
Ich bin so glücklich darüber, dass ich in dieses Land gekommen bin, zu diesen wunderbaren Leuten!
- Grazie.

Hannah ♥

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Gastfamiliensuche

Meine Schule spricht Italienisch!

Sognare